Eine Prinzessin, die einen Diener heiratet und mit ihm nach Ibiza durchbrennt? Klingt verrückt, doch ist genau so auf dem diesjährigen Weilheimer Zeltlager der Evangelisch-methodistischen Kirche geschehen. Über 100 Kinder und Mitarbeitende wagten sich vom 24. August bis zum 1. September in die sagenumwobene Welt des Mittelalters: Auf dem Zeltplatz am Karlsbrunnen nahe Dischingen gab es Ritterspiele, mittelalterliches Handwerken und viele weitere Abenteuer.
Bei sonnigem Wetter wurden die 8- bis 14-jährigen Teilnehmenden von der Königsfamilie und ihrem gesamten Hofstaat begrüßt. Gemeinsam mit Prinzessin Emilia erlebten die Kinder eine spannende Woche. Als Mitglieder verschiedener Zünfte gab es zum Beispiel bei Geländespielen, einem Quizabend oder einer Wasserolympiade die Möglichkeit, sich untereinander zu messen und Punkte zu sammeln.
Die mittelalterliche Welt steckte voller Überraschungen: Unvergessen ist der Umgekehrt-Tag, an dem die Teilnehmenden von Abendliedern wach wurden und mit Taschenlampen und dem Abendkreis in den Tag starteten – bald stellte sich heraus, dass der Hofnarr alles auf den Kopf gestellt hatte! Spannend wurde es auch zu Besuch auf der Burg Katzenstein, wo die Prinzessin eigentlich ihren möglichen künftigen Ehemann kennenlernen sollte: Stattdessen musste die Gruppe in den alten Gemäuern einen kniffligen Kriminalfall lösen, denn die Prinzessin war auf einmal spurlos verschwunden! Zum Glück schafften die Kinder es, sie zu retten – das war gerade nochmal gut gegangen. Auch in der Nacht bewies die Gruppe Zusammenhalt: Mehrmals galt es, sich gegen Überfäller zur Wehr zu setzen und die Zeltlagerfahne zu verteidigen. Auch das mit Erfolg!
Nicht immer war am Hofe Karlsbrunnen jedoch Abenteuer angesagt: In angeleiteten Workshops, aber auch selbstständig mit Holz, Hammer und Nägeln sind die Kinder kreativ geworden. Ob Schuhregale, Ledergeldbeutel oder Getöpfertes – am Ende der Woche konnten einige Meisterwerke bewundert werden. Auch am Markttag herrschte geschäftiges Treiben, allerlei Produkte und Dienstleistungen wurden feilgeboten. Da verwirklichten die Teilnehmenden sich als Konditor*innen und Friseur*innen, stellten Zaubertränke her oder boten entspannende Gesichtsmasken an. Es gab dann also viele Möglichkeiten, die dabei verdienten Silbertaler wieder auszugeben. Da war für alle etwas dabei!
Auch inhaltlich durften die Kinder im Zeltlager einiges mitnehmen: Die Gruppe beschäftigte sich unter anderem mit dem Thema „Spuren“. „Wie hinterlassen wir in unserem Leben Spuren? Und wie können wir möglichst gute Spuren hinterlassen?“, sind Fragen, mit denen sich alle beschäftigt haben. Passend dazu war dann auch eine berühmte Frau aus dem Mittelalter im Fokus: Elisabeth von Thüringen, die viel getan hat, um positive Spuren zu hinterlassen, indem sie armen und kranken Menschen geholfen hat.
Abgerundet wurde das Zeltlager durch mehrere lange Singabende am Lagerfeuer und natürlich durch das hervorragende Essen: Die mittelalterliche Küche hat sich besondere Mühe gegeben und alle Teilnehmenden und Mitarbeitenden mit ausreichend Speis und Trank versorgt. Da gab es zum Frühstück dann zum Beispiel auch mal „Habermus“ nach einem Rezept von Hildegard von Bingen und andere authentische Spezialitäten.
Besonders lecker, aber auch besonders festlich wurde es dann am Ende des Zeltlagers beim großen Abschlussfest. Nachdem das strenge Königspaar abgesetzt worden war, konnte Prinzessin Emilia endlich den Diener Henry heiraten, wie die beiden es sich wünschten. Nach dem Festessen und der Hochzeitszeremonie stellten dann noch die Kinder ihr Können unter Beweis: Mit Akrobatik, Comedy und Spielen gestalteten sie einen unterhaltsamen Abend für alle, der wie jedes Jahr mit einer ausgelassenen Party endete. Nach dem Gottesdienst am Sonntag ging somit wieder eine ereignisreiche Zeltlagerwoche zu Ende. Müde und mit einigen Mückenstichen mehr, aber froh und voller neuer Erfahrungen kamen alle wieder zu Hause und in der Gegenwart an.
Sophie Vollmer